top of page

Ab in die Tonne - Wie du deine Rede entrümpelst



Du hälst gerade deine Rede und schaust in die Gesichter deiner Kollegen. Einige verziehen gar keine Miene und andere müssen sich ein Lachen verkneifen.


Kein Wunder. Denn deine Rede ist langweilig und mit Tonnen an überflüssigen Wörtern zugemüllt, die deiner Rede und auch dir als Redner schaden.


Deshalb ist es höchste Zeit,den Kehrbesen rauszuholen und deine Rede zu entrümpeln – und das ist einfacher als du denkst.



1. Vermeide Fülllaute


Deine Rede läuft wie geschmiert, doch plötzlich hast du die nächsten Worte vergessen – ein gefundenes Fressen für die lästigen Fülllaute wie Äh oder Ähm.


Während dein Gehirn sich nach den fehlenden Worten auf die Suche macht, kommen die störenden Laute – meist unbewusst – über deine Lippen, um die kurze Gedankenpause zu füllen.


Wie viele Ähs verwendest du in deiner Betriebsratsrede?


Ein paar Fülllaute kann deine Rede vertragen und deine Kollegen auch. Doch wenn sie in Scharren auftreten, werden sie deine Rede im schlimmsten Fall zerstören und gehen der Belegschaft gehörig auf die Nerven.


Wie kannst du die Ähs aus deiner Rede verbannen?


Ganz einfach: Du legst eine Redepause ein, um den nächsten Gedanken zu finden. Denn Schweigen ist besser als in die Geschichte des Betriebsrates als Äh-Redner einzugehen.



2. Verzichte auf Füllwörter


Viele Betriebsratsreden sind vollgestopft mit den typischen Füllwörtern: absolut, also, echt, eigentlich, halt, nämlich, quasi, total, ziemlich und zwar.


„Also, liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Betriebsrat ist total enttäuscht, dass der Arbeitgeber sich in den Verhandlungen echt auf die Hinterbeine stellt und quasi keine Kompromisse macht. Das können wir absolut nicht verstehen, denn der Arbeitgeber hatte uns eigentlich versprochen…“


Wie klingen die Worte ohne Füllwörter in deinen Ohren?


Ohne Füllwörter haben deine Worte mehr Gewicht. Die Botschaften sind klar und eindeutig und darauf kommt es in deiner Rede an. Füllwörter schwächen deine Botschaften. Deshalb nimm den Besen und kehre alle sinnlosen Füllwörter aus deiner Rede – deine Kollegen werden es dir danken.



3. Streiche Konjunktive


Die Wörter würde, müsste, dürfte, könnte, möchte, hätte sind Konjunktive und schleichen sich oft in Betriebsratsreden ein.


Das Gemeine an diesen Wörtern ist, dass sie deine Rede weichspülen und du den Eindruck eines Bittstellers beim Arbeitgeber und bei deinen Kollegen hinterlässt – für einen Betriebsrat machtpolitisch eine Katastrophe.


Beispiele:

  • Dürfte ich Sie um ihre Aufmerksamkeit bitten?

  • Ich würde vorschlagen, dass der Arbeitgeber nach den Betriebsratsreden zu Wort kommt.

  • Der Betriebsrat möchte Sie bitten, den Vorschlag der Belegschaft zu überprüfen.

Wie wirken diese Sätze auf dich?

  • Ich bitte um ihre Aufmerksamkeit.

  • Ich schlage vor, dass der Arbeitgeber nach den Betriebsratsreden zu Wort kommt.

  • Überprüfen Sie bitte den Vorschlag der Belegschaft.

Ohne Konjunktive wirken deine Worte kraftvoller und du als Redner entschlossener.



4. Vermeide Verneinungen


„Die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber liefen nicht schlecht.“ Wie kommt diese Botschaft bei deinen Kollegen an? Negativ. Der Grund ist das Wort "nicht", denn dein Gehirn kann Verneinungen schlecht verarbeiten.


Machen wir ein kleines Experiment: Lehne dich entspannt zurück und denke bitte nicht an eine lila Kuh.


Welches Bild schoss dir zuerst durch den Kopf? Wahrscheinlich eine lila Kuh, obwohl du nicht an eine lila Kuh denken solltest.


Streiche die Wörter "nicht" aus deiner Betriebsratsrede und formuliere positive und klare Botschaften. Entweder liefen die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber gut oder schlecht.



5. Weniger Betriebsratsdeutsch


Still und heimlich machen sie sich in deiner Rede breit: Fremdwörter, Fachwörter und Abkürzungen. Wenn du denkst, dass du damit deine Kollegen beindrucken kannst, hast du dich getäuscht.


Deine Kollegen können mit Abkürzungen wie zum Beispiel BEM, ASA und WA wenig anfangen und schnell wirst du als Besserwisser oder Angeber abgestempelt.


Verwende die Betriebsratssprache sparsam und erkläre deinen Kollegen, was sich hinter Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM), Arbeitsschutzausschuss (ASA) und Wirtschaftsausschuss (WA) verbirgt.


Auch die Sprache des Arbeitgebers ist zugemüllt mit Fremdwörtern und Fachwörtern – denke nur an die schwer auszusprechenden oder komisch klingenden Projektnamen.


Daher solltest du auf der Betriebsversammlung die Sprache des Arbeitgebers vermeiden. Der Betriebsrat ist das Sprachroh der Belegschaft und deine Kollegen sprechen meistens eine andere Sprache als der Arbeitgeber.



Weg mit dem Sprachmüll in deiner Betriebsratsrede


Wenn du deine Rede vom Sprachmüll befreist, dann gratuliere ich dir zu dieser mutigen Entscheidung. Du bist auf dem besten Weg, eine straffe Rede zu halten und ein guter Redner zu werden.


Wenn du aber in deine Worte verliebt bist und sie wie ein Schatz hütest, wirst du weiter deine Kollegen mit Wörtern zumüllen – aber das ist deine Entscheidung.


Kleiner Tipp: Zeichne deine nächste Betriebsratsrede per Video auf. Dann wirst du selber hören und sehen, ob du die große Kehrmaschine oder den kleinen Besen rausholen musst.


Und denke daran: "Die schärfste Waffe eines Redners ist das Wort." (Anke Schulz)


bottom of page