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Gähn, Gähn - Warum sich deine Kollegen auf der Betriebsversammlung langweilen



Gähn. Gähn. Auf der Betriebsversammlung liest den Tätigkeitsbericht des Betriebsrates vor. Einige Kollegen schauen dich gelangweilt an, andere würdigen dich keines Blickes: Sie schauen gebannt auf ihre Handy oder lesen die Klatschzeitungen.


Willkommen auf der Betriebsversammlung. Wahrscheinlich fragst du dich, warum deine Kollegen überhaupt gekommen sind. Das habe ich mich als Betriebsrätin auch immer gefragt, bis ich irgendwann begriffen habe, dass ich es in der Hand habe, ob die Kollegen einschlafen oder hellwach bleiben.


Schauen wir uns deshalb mal genauer an, warum deine Betriebsversammlung langweilig wie eine Bundestagsrede ist und wie du das ändern kannst. Los geht’s.



1. Die Betriebsversammlung ist zu lang


Deine Kollegen arbeiten lieber als dem Betriebsrat stundenlang zuzuhören? Kein Wunder. Denn wer kann schon ein, zwei, drei Stunden oder einen ganzen Tag aufmerksam zuhören und brav still sitzen? Ich kenne keinen.


Deshalb ist es völlig normal, dass deine Kollegen irgendwann abschalten und sich mit anderen Dingen beschäftigen: Mit dem Nachbarn tuscheln, mit dem Handy spielen oder noch schlimmer: Ganz ungeniert den Saal verlassen.


Wenn du willst, dass deine Kollegen nicht einschlafen, musst du die Betriebsversammlung nicht nur interessant gestalten, sondern sie auch straffen.


Übrigens: Hut ab, dass du überhaupt eine Betriebsversammlung machst, denn ich kenne viele, die überhaupt keine machen, obwohl sie wissen, dass vier im Jahr Pflicht sind. Aber das ist eine andere Geschichte.



2. Der Tätigkeitsbericht ist zu lang


Ein endlos langer Tätigkeitsbericht ist derGrund dafür, warum die Betriebsversammlung sich in die Länge zieht. Der Tätigkeitsbericht wird voll gepackt mit allen möglichen Themen.


Dabei wäre es ein leichtes Spiel, den Tätigkeitsbericht zu kürzen und nur über die Themen zu berichten, die allen unter den Nägeln brennen. Denn die Kollegen interessieren sich nicht, was seit der letzten Betriebsversammlung geschehen ist, sondern was jetzt im Betrieb los ist und wie es um ihren Arbeitsplatz bestellt ist.


Damit dein Tätigkeitsbericht nicht ausufert, informiere die Kollegen auch zwischen den Betriebsversammlungen, damit sie immer auf dem neuesten Stand sind. So kannst du dich in der Betriebsversammlung auf die brandaktuellen Themen konzentrieren.


Wie findest du die heißen Themen? Du kannst deine Kollegen fragen – wird leider oft vergessen – oder das Betriebsratsgremium sammelt alle Themen und stimmt über die wichtigsten ab.



3. Der Redner ist ein Leser


Immer die gleiche Leier: Der Redner steht hinterm Rednerpult und liest den Tätigkeitsbericht ab – meistens ohne Punkt und Komma. Und ist erleichtert, wenn er die Bühne schnell wieder verlassen kann.


Wer will so eine Rede hören? Keiner. Denn eine Vorlesung ist keine Rede. Wenn du willst, dass deine Botschaften bei deinen Kollegen ankommen und du sie für die Sache des Betriebsrates gewinnen willst, dann musst du eine Rede halten. Und zwar ein kurze und knackige.


4. Der Betriebsratsvorsitzende ist der Alleinunterhalter


Die meisten Betriebsversammlungen bleiben am Betriebsratsvorsitzenden oder an seinem Stellvertreter hängen. Leider. Damit sehen die Kollegen immer dieselben Gesichter. Und das wird auf Dauer langweilig.


Abwechslung muss her. Die anderen Betriebsräte müssen mitmachen und nicht nur vorne auf der Bühne sitzen. Sie können Reden halten oder die Versammlung moderieren. Denn die Betriebsversammlung ist keine One-Man-Show sondern ein Mannschaftsspiel.


„Ich kann aber nicht Reden“ ist eine faule Ausrede, denn jeder kann eine spannende Rede halten. Es gibt bestimmt auch mutige und redegewandte Kollegen, die garantiert etwas zu sagen haben. So kommt Leben in die Bude und die Kollegen bleiben hellwach.



5. Die Kollegen kommen nicht zu Wort


Warum sich deine Kollegen langweilen, ist ja nun kein Geheimnis mehr. Aber wie schaffst du es, dass sie sich aktiv an der Betriebsversammlung beteiligen und keine Langweile mehr aufkommt?


Die Betriebsversammlung vorzubereiten – da machen wir uns nichts vor – ist ein Haufen Arbeit. Deshalb frage deine Kollegen, ob sie dir bei der Vorbereitung helfen.


So können besonders kreative Kollegen ein Plakat für die Versammlung gestalten oder tragen mit tollen Ideen dazu bei, dass die Betriebsversammlung mal ein anderes Gesicht bekommt.


Gewöhne dir auch nach dem Tätigkeitsbericht die Frage ab: "Noch Fragen, Kollegen?". Denn dann wird garantiert keiner mehr eine Frage stellen.


„Wie seht ihr das?“ oder „Was meint ihr dazu?“ sind offene Fragen und laden zu einer lebhaften Diskussion ein.


Lass deine Kollegen zu Wort kommen, denn das ist ihre Betriebsversammlung. Ermuntere sie Fragen zu stellen und gehe als Betriebsrat mit bestem Beispiel voran, dann gehören anonyme Fragen der Vergangenheit an.


Fazit


Deine Kollegen für die Betriebsversammlung zu begeistern und sie aktiv miteinbeziehen ist keine Hexerei.


Im Gegenteil: Die Betriebsversammlung ist die perfekte Bühne, um mit den Kollegen ins Gespräch zu kommen und nicht, um sie einzuschläfern.


Gehe mutig und entschlossen voran und bringe wieder Schwung in die Betriebsversammlung und mache sie für deine Kollegen zu einem unvergesslichen Erlebnis. Sie werden es dir danken.


Und denk daran: "Wenn einer gähnt, gähnen alle." (Deutsches Sprichwort)



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