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Don Quijote Syndrom – Warum Betriebsräte gegen Windmühlen kämpfen



Als Kind liebte ich die Abenteuer von Don Quijote. Mit seinem treuen Diener Sancho Panza zog er in den Kampf, um gegen das Unrecht in der Welt zu kämpfen, edle Taten zu vollbringen und ewigen Ruhm zu erlangen.


Die bekannteste Geschichte ist sein Kampf gegen Windmühlen, die er für bedrohliche Riesen hielt. Obwohl ihm Sancho Panza davon abriet, trat er gegen die Windmühlen an. Und verlor den Kampf.


Warum erzähle ich dir diese Geschichte? Weil ich immer häufiger Betriebsräte beobachte, die überall Windmühlen sehen und sich wie Don Quijote verhalten.


Doch im Betriebsrat ist Don Quijote kein Ritter von trauriger Gestalt, sondern von gefährlicher Gestalt. Er heizt Konflikte im Betriebsrat an. Und zerstört damit den Betriebsrat, die Belegschaft und sich selbst.


Wie erkennst du das typische Verhalten eines Don Quijotes im Betriebsrat? Und was kannst du tun, damit dein Betriebsrat nicht wie er ein tragisches Ende findet – den Tod.



1. Er kämpft nicht allein


Don Quijote zieht nicht alleine in den Kampf, sondern mit Sancho Panza. Obwohl dieser die Narrheiten seines Herrn durchschaut, ist er ihm treu ergeben. Denn der Verlockung, Stadthalter einer Insel zu werden, kann er nicht widerstehen.


Betriebsräte aufgepasst! Don Quijote kann auch eine Frau sein. Und es können sich auch mehrere Sancho Panzas um Don Quijote scharren. Was hat er ihnen versprochen? Seine Stimme bei Kampfabstimmungen in der Betriebsratssitzung oder einen guten Listenplatz bei der nächsten Betriebsratswahl 2022?



2. Er blockiert die Betriebsratsarbeit


Don Quijote ist meistens in den wichtigsten Ausschüssen des Betriebsrates vertreten. Nicht weil er die Ärmel hochkrempelt, sondern die Betriebsratsarbeit blockieren kann. Anstatt seine Arbeit zu machen, jammert und klagt er den ganzen Tag.


Aus Prinzip kämpft er gegen alles. Andere Ideen, Meinungen und Beschlüsse akzeptiert er nicht. Er stemmt sich gegen organisatorische Veränderungen der Betriebsratsarbeit und verabscheut jede Regel des Miteinander im Betriebsrat.



3. Er attackiert Betriebsratsmitglieder


Nicht mit Lanze und Schwert. Sondern mit Worten. Beleidigungen, Unterstellungen, Anschuldigungen, Drohungen und Schläge unter der Gürtellinie gehören zu seiner Kampfausrüstung. Seine verbalen Kämpfe führt er nicht unter vier Augen, sondern in aller Öffentlichkeit.


Einen Don Quijote im Betriebsrat erkennst du daran, dass er gerne austeilt, aber nicht einstecken kann. Wenn er für sein Verhalten kritisiert wird, fällt er sofort in seine Opferrolle zurück. Obwohl er der Täter war. Doch bei der nächsten Gelegenheit holt er wieder zum Schlag aus.



4. Er spaltet das Betriebsratsgremium


Don Quijote ist ein Meister der Manipulation. Für seinen Kampf gegen die Windmühlen braucht er Betriebsräte, die treu an seiner Seite kämpfen. Leider durchschauen einige Betriebsräte nicht seine Strategie und wechseln in die Sancho Panza Fraktion.


Wenn sie nach einiger Zeit das wahre Gesicht des Don Quijotes erkennen, wechseln sie wieder die Fronten. Durch den ständigen Wechsel spaltet der gefährliche Ritter den Betriebsrat. Wie fühlen sich viele Betriebsräte? Verwirrt, erschöpft, frustriert, wütend und machtlos.



5. Er ist ein Machtmensch


Er liebt das böse Spiel mit der Macht. Denn er achtet genau darauf, dass es nur einen Herrscher gibt. Don Quijote. Macht, im Sinne von Verantwortung für Menschen übernehmen, ist ihm fremd. Was ist er für ein Machtmensch?


Ein Narzisst, der selbstverliebt ist und sich für den wichtigsten Menschen hält? Ein Machiavellist, der seine Ziele gnadenlos verfolgt und keine Moral hat? Oder ein Psychopath mit einer schweren Persönlichkeitsstörung, der Menschen ohne schlechtes Gewissen manipuliert und ausnutzt?



6. Der Arbeitgeber ist böse


Der Arbeitgeber ist das ultimative Böse. Der Feind des Betriebsrates. Betriebsräte oder auch Sachverständige des Betriebsrates, die positive Dinge im Unternehmen sehen, stehen immer unter Generalverdacht. Oder sind dann auch das Böse.


Wenn er seinen gesunden Menschenverstand einsetzen würde, müsste er sich eingestehen, dass nicht alles schlecht im Betrieb ist. Und dass Arbeitgeber und Betriebsrat nicht nur gemeinsame sondern auch unterschiedliche Interessen haben. Was ist daran das Böse?



7. Er kämpft bis zum Tod


Betriebsräte mit dem Don Quijote Syndrom kannst du nicht aufhalten, da sie zwischen Wahn und Wirklichkeit nicht unterscheiden können. Auch wenn die bedrohlichen Riesen und Ungeheuer am Ende keine sind, kämpfen sie weiter.


Sie machen Betriebsräte in der Belegschaft schlecht, die nicht an ihrer Seite kämpfen. Vergessen aber, dass sie den gesamten Betriebsrat schaden. Oder würdest du so einem Betriebsrat glauben und vertrauen?



Was kannst du gegen Don Quijote tun?


Nichts. Er wird sich nicht ändern, denn er sieht überall die Windmühlen. Nur du selbst kannst etwas ändern, damit der Betriebsrat und die Belegschaft keinen massiven Schaden erleiden.


Schaue nicht weg! Sprich Konflikte im Betiebrat offen an. Akzeptiere auf keinen Fall, wenn er deine persönlichen Grenzen oder die des Betriebrates überschreitet.


Wenn sich Konflikte im Betriebsrat verschärfen, hole dir externe Hilfe eines professionellen Coaches. Notfalls kannst du auch zum Schutz des Betriebsratsgremiums rechtliche Schritte einleiten.


Und wie endet die Geschichte von Don Quijote? Er bekam keine Hilfe. Er fiel in einen heftigen Fieberschlaf. Als er erwachte, war er wieder der verarmte Landadelige Alonso Quijano und verurteilte seine eigenen Narrheiten. Er schwörte Don Quijote ab und starb.



Über den Autor


Uwe Zebrowski ist Betriebsratsvorsitzender des Gemeinschaftsbetriebes Hauni/Baltic Maschinenbau Hamburg. Er schreibt für Betriebsratshelden und macht mit seiner persönlichen Geschichte anderen Betriebsräten Mut, sich nicht von Don Quijote in den Tod reiten zu lassen.


Und denke daran: "Don Quijote: Tatsachen, mein lieber Sancho, sind die Feinde der Wahrheit." (Miguel de Cervantes)


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