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SAG ES - Wie spreche ich Konflikte im Betriebsrat an?



Dicke Luft auf der Betriebsversammlung. Kaum hast du als Betriebsratsvorsitzender die Diskussionsrunde eingeläutet, melden sich nicht nur deine Kollegen sondern auch Konflikte im Betriebsrat zu Wort.


Der Arbeitgeber unterbricht dich ständig. Du bist tierisch genervt und schlägst zurück: „Typisch! Immer fallen Sie dem Betriebsrat ins Wort.“


Damit hast du den Konflikt nicht im Keim erstickt. Im Gegenteil: Er ist auf dem besten Weg zu eskalieren.


Wie spreche ich einen Konflikt an, ohne den anderen vor den Kopf zu stoßen? Ganz einfach: Mit der Hilfe der SAG ES Formel. Jeder Buchstabe steht für einen Schritt, Konflikte konstruktiv anzusprechen.



1. S – Sichtweise schildern


Der Buchstabe S steht für Sichtweise. Zu Beginn des Gespräches schildere deine eigene Sichtweise. Beschreibe ganz konkret, was du gesehen oder gehört hast – ohne die Situation zu bewerten oder zu kommmentieren.


Beispiel Mir ist aufgefallen, dass Sie mir auf der letzen Betriebsversammlung dreimal ins Wort gefallen sind, während ich mit meinen Kollegen diskutiert habe.



2. A – Auswirkungen beschreiben


Beschreibe danach, wie das Verhalten des Arbeitgebers auf dich und deine Kollegen gewirkt hat – sofern du Feedback von der Belegschaft oder von deinen Betriebsratskollegen bekommen hast.


Beispiel Ich konnte mich nicht richtig auf die Gespräche mit den Kollegen konzentrieren und habe einmal sogar den Faden verloren. Ihre Zwischenrufe waren so laut, dass die Belegschaft meine Worte kaum verstanden hat.



3. G – Gefühle benennen


Persönliche Gefühle auszudrücken fällt den meisten Menschen schwer – auch Betriebsräten. Viele unterdrücken sogar ihre Emotionen. Sie befürchten als schwacher Betriebsrat abgestempelt zu werden.


Das ist ein Irrtum: Zu den eigenen Gefühlen zu stehen und diese anzusprechen ist keine Schwäche sondern eine Stärke, die deine Kollegen zu schätzen wissen.


Konflikte sind immer emotional geladen. Sei mutig und benenne klar deine Gefühle. Nur so weiß der andere, wie wichtig dir das Thema ist.


Beispiel Das ärgert mich sehr.


Damit hast du den Konflikt konstruktiv angesprochen. Mit den nächsten zwei Schritten holst du den anderen mit ins Boot. Um eine gemeinsame Lösung zu finden, ist es wichtig den anderen zu verstehen und sich zurückzunehmen.



4. E – Erfragen wie der andere die Situation sieht


Frage den Arbeitgeber, wie er die Situation sieht und lasse dich von seinen Reaktionen nicht aus der Bahn werfen. Höre einfach aufmerksam zu.


Treibe ihn auch nicht mit der Frage „Warum sind Sie mir ins Wort gefallen?“ in die Enge. Warum-Fragen führen dazu, dass der andere sich rechtfertigen muss und machen das Problem größer und nicht kleiner.


Lass auch die Finger davon, den anderen wie beim einem Polizeiverhör auszufragen und spare dir Kommentare. Zeige dem Arbeitgeber ehrliches Interesse, den Konflikt zu klären.


Beispiel Wie sehen Sie die Situation?



5. S – Schlussfolgerungen ziehen


Nachdem der Arbeitgeber seine Sicht auf die Dinge geschildert hat, geht es darum, nach gemeinsamen Lösungen zu suchen.


Zum Beispiel wird der Arbeitgeber auf der nächsten Betriebsversammlung in die Diskussionsrunde miteinbezogen und steht zusammen mit dem Betriebsrat auf der Bühne, um der Belegschaft Rede und Antwort zu stehen.


Die Diskussion wird von einem Moderator geleitet, der darauf achtet, dass keiner dem anderen ins Wort fällt.


Beispiel Ich schlage vor, dass sich Betriebsrat und Arbeitgeber auf der nächsten Betriebsversammlung gemeinsam den Fragen der Kollegen stellen und die Diskussionsrunde von einem Moderator geleitet wird.



Wie spreche ich Konflikte im Betriebsrat an?


Spring über deinen Schatten und spreche Konflikte im Betriebsrat so früh wie möglich an. Du verhinderst, dass der Konflikt irgendwann wie ein Vulkan ausbricht.


In unserem Fall sprichst du den Konflikt nach der Betriebsversammlung an, denn es ist taktisch klüger, Konflikte mit dem Arbeitgeber nicht vor der Belegschaft auszutragen.

Und denke daran: "Wo Menschen miteinander schaffen, machen sie sich zu schaffen." (Friedemann Schulz von Thun)


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