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Wie du dein Lampenfieber in den Griff bekommst



Weiche Knie. Zitternde Hände. Du stehst vorm Rednerpult und bekommst vor lauter Lampenfieber kaum ein Wort heraus.


Die gute Nachricht ist: Du bist nicht allein. Laut einer amerikanischen Studie würden die meisten Menschen lieber sterben als eine Rede halten.

Auch ich hatte mit Lampenfieber zu kämpfen – und zwar mächtig.


Vor meiner ersten Rede auf der Betriebsversammlung konnte ich tagelang nicht schlafen. Als ich auf der Bühne stand, schlug mein Herz bis zum Hals. Ich krallte mich am Pult fest und las die Rede ab – und war glücklich als alles vorbei war.


Aber leider war es nicht vorbei, denn die nächste Rede stand schon wieder vor der Tür. Und so beschloss ich, mein Lampenfieber in den Griff zu bekommen.



1. Wovor hast du Angst?


Schon allein der Gedanke an deine nächste Rede auf der Betriebsversammlung kann die typischen Symptome wie Herzklopfen, Schwitzen und Zittern auslösen.


Um dein Lampenfieber auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, musst du dich deinen Ängsten stellen. Daran führt kein Weg vorbei: Es ist nämlich besser, die Ursachen zu beseitigen als ständig an den Symptomen rumzudoktern.


Stelle dir deshalb folgende Fragen: Habe ich Angst, mich vor meinen Kollegen oder dem Arbeitgeber zu blamieren? Mitten in der Rede stecken zu bleiben oder mich zu versprechen? Oder fürchte ich mich vor kritischen Fragen aus der Belegschaft?


Schreibe auf ein Blatt Papier, wovor du dich genau fürchtest. Also nicht nur „ich könnte vom Arbeitgeber persönlich angegriffen werden“, sondern warum der Arbeitgeber den Grund hätte, dich anzugreifen.


Gehe dann noch einen Schritt weiter und frage dich: Was wäre das Schlimmste, was mir während meiner Rede passieren könnte? Wenn du die Antworten weißt, kannst du dich auf mögliche Situationen besser einstellen und wirst wahrscheinlich überrascht sein, dass diese gar nicht eintreten werden.


Wenn du dich mit deinen Ängsten auseinandergesetzt hast, wirst du sehen, dass sie meistens unbegründet sind und oft wie von selbst verschwinden.



2. Wer hat noch Lampenfieber?


Alle Menschen haben mehr oder weniger mit Lampenfieber zu kämpfen – auch deine Kollegen und der Arbeitgeber.


Im Betriebsrat wird über alles und jenes geredet – nur nicht über Lampenfieber. Erst kurz vor der Betriebsversammlung merkst du, dass deine Kollegen mächtig unter Strom stehen und wahnsinnige Angst vorm Reden haben.


Deshalb spreche im Betriebsrat offen und ehrlich über deine Redeangst. Du wirst erstaunt sein, wie viele Betriebsratsmitglieder auch unter Lampenfieber leiden und sich mit Händen und Füßen wehren, wenn es mal wieder heißt: Wer will eine Rede halten?


Allein die Tatsache, dass du nicht der einzige Mensch im Betriebsrat bist, der unter Auftrittsangst leidet, entspannt ungemein, denn geteiltes Lampenfieber ist halbes Lampenfieber.



3. Gute Vorbereitung zahlt sich aus


Mach nicht den Fehler und beginne kurz vor der Betriebsversammlung, deine Rede zu schreiben – was leider sehr viele Betriebsräte tun. Denn wenn du unter Zeitdruck stehst, ist die Gefahr groß, dass du dir noch eine Schreibblockade einfängst.


Außerdem brauchst du noch Zeit, um deine Rede im Betriebsrat abzustimmen und um deine Rede einzuüben. Achte darauf, dass der Betriebrat deine Rede nicht zerpflückt. Inhaltliche Änderungen kannst du vornehmen, jedoch sollte dein persönlicher Sprachstil unangetastet bleiben, denn du hältst die Rede und nicht deine Kollegen.


Vermeide es auch am Tag der Betriebsversammlung, deine Rede noch einmal neu zu schreiben. Brandaktuelle Themen kannst du geschickt einbauen, auch ohne deine Rede komplett umzuschreiben.


Sei früh genug auf der Betriebsversammlung, um die Technik zu checken und deine Kollegen zu empfangen. Ein kleiner Plausch mit deinen Kollegen lässt dich dein Lampenfieber fast vergessen.



4. Üben, Üben, Üben


Hurra, deine Rede ist fertig. Jetzt geht´s zur Sache: Du musst reden, reden, reden – und das nicht nur einmal.


Trage deine Rede am besten mehrmals einem Betriebsratsmitglied deines Vertrauens vor – bis sie dir aus den Ohren kommt. Falls niemand da ist, der dir zuhören kann, kannst du auch allein vorm Spiegel trainieren.


Du kannst aber auch deine Rede mit einer Videokamera oder einem Smartphone aufzeichnen, um zu sehen, an welchen Stellschrauben du noch drehen musst.

Vielleicht hast du auch die Möglichkeit, in dem Saal deine Rede einzuüben, wo die Betriebsversammlung stattfindet – womit ich immer gut gefahren bin.


So konnte ich mich schon mit dem Raum vertraut machen und der Betriebsversammlung gelassen entgegen sehen. Nutze also jede Gelegenheit, deine Rede einzuüben, denn für mich ist es immer noch das beste Mittel, um Lampenfieber in den Griff zu bekommen.



5. Immer schön locker bleiben


Mit ein paar Lockerungsübungen wie Schulter- oder Nackenkreisen kannst du schnell deine Verspannungen lösen. Wenn dir das nicht reicht, gehe an die frische Luft und drehe eine Runde um den Block. Das baut Stress ab und macht den Kopf wieder frei.


Auch tiefes Atmen entspannt, denn dein Gehirn braucht Sauerstoff, um Lampenfieber abzubauen. Atme daher durch die Nase tief in den Bauch ein und atme langsam durch den Mund wieder aus, bist du entspannt bist.


Mit Musik kannst du dich in gute Stimmung bringen. Aus meinem Büro dröhnte immer der Song „Eye of the Tiger“ und Gott sei Dank konnte keiner sehen, wie ich mein Tanzbein geschwungen habe – aber der Stress war weg.


Apropos Aufputschmittel: Hände weg von Alkohol und Beruhigungstabletten, denn sie sind keine echte Hilfe, um deine Nervosität auf Dauer in den Griff zu kriegen. Zudem ist die Gefahr groß, dass du dich daran gewöhnst.



6. Was tun gegen Blackouts?


Du hast den Faden verloren? Kein Problem. Das kann nämlich immer mal wieder passieren, auch wenn du noch so gut vorbereitet bist. Ein bewährtes Mittel gegen Blackouts ist, das Kind beim Namen zu nennen und deinen Kollegen sagen, dass dir der Faden gerissen ist.


Ich habe mich immer so aus der Affäre gezogen: „ Oh, ich habe gerade den Faden verloren. Wo war ich stehengeblieben? Meine Kollegen haben mir dann ein Stichwort zugerufen und dann ging es auch schon weiter.


Gehe offen und locker mit Lampenfieber und Blackouts um. Deine Kollegen kennen dich nicht erst seit heute und werden dir das nicht übel nehmen. Im Gegenteil: Sie finden dich gerade in solchen Momenten mutig und vor allem sympathisch.



7. Was hilft noch gegen Lampenfieber?


Wenn du Angst hast, den Faden zu verlieren, kannst du dir auch einen Spickzettel machen, auf den du im Notfall zurückgreifen kannst.


Solltest du mit zittrigen Händen zu kämpfen haben, lasse dein Manuskript lieber auf dem Rednerpult oder Tisch liegen, anstatt es in den Händen zu halten. Gegen eine zittrige Stimme hilft immer ein Smalltalk mit deinen Betriebsratskollegen und der Belegschaft.


Ein trockner Mund ist auch ein Zeichen für Lampenfieber. Deshalb trinke kurz vor deinem Auftritt noch einen großen Schluck Wasser. Wenn du unter Schweißausbrüchen leidest, bevorzuge weiße Kleidung, da die Flecken nicht sofort sichtbar werden.


Reserviere auch für deine Lieblingskollegen Plätze in den ersten Reihen und schaue sie während deiner Rede immer wieder an, denn sie sind dir wohlgesonnen und bestärken dich – deine Rede selbstbewusst und sicher zu halten.


Fazit


Lampenfieber ist normal. Mit einer guten Vorbereitung und einer positiven Einstellung kannst du dein Lampenfieber erheblich senken.


Meine vielen praktischen Tipps und Tricks helfen dir, deine Nervosität in den Griff zu bekommen. Jetzt liegt es an dir, diese in die Tat umzusetzen. Viel Erfolg dabei!


Und denke daran: "Lampenfieber ist und macht menschlich."







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